›Mehr von allem‹ – das scheint ein wichtiges Motto unserer Zeit zu sein: sich stärker selbst zu verwirklichen, mehr besitzen zu wollen, mehr erreichen zu wollen, mehr machen zu wollen. Das ›klassische‹ ›Höher-schneller-weiter‹ ist nach wie vor hoch im Kurs.
Doch auf persönlicher Ebene machen wir auch gegenteilige Erfahrungen. Wir kommen kaum voran oder sind sogar gezwungen, uns mehr einzuschränken. Die Zeit reicht nicht für all die Dinge, die wir gerne tun würden. Die Kraft reicht vielleicht gerade so für das Nötigste. Selbst in der Stadt müssen wir uns den Platz mit einer wachsenden Zahl an Verkehrsteilnehmenden teilen. Die Reihe lässt sich fortsetzen …
Sich selber Grenzen zu setzen oder mit vorhandenen Grenzen zurecht zu kommen, ist eine Kompetenz, die wir dringend brauchen. So fällt der Blick auf die alte Tugend der ›Bescheidenheit‹. Können wir auch mit weniger zufrieden sein?
Der Mitmach-Parcours Genug? Startplatz für Bescheidenheit bietet an drei Stationen die Gelegenheit, kurz anzuhalten und einen Blick in die Vergangenheit, Zukunft und den Augenblick zu werfen.
Was besitze ich schon?
Was habe ich schon erlebt?
Was habe ich geschafft?
Woran kann ich mich freuen?
Womit bin ich schon zufrieden?
Der Rückblick hilft das wertzuschätzen, was bereits vorhanden ist. Und das verhilft zu mehr persönlicher Zufriedenheit. Der Ausblick zielt darauf ab festzustellen, auf welche Dinge, Erlebnisse oder Aufgaben ich gut verzichten kann. Welchen reizvollen Möglichkeiten erteile ich freiwillig eine Absage? Welche Aufgabe werde ich in nächster Zeit bewusst nicht tun? Hier entsteht Freiraum durch die Bescheidenheit: Luft zum Atmen, Zeit zum Pausieren oder wohltuende Bewegungsfreiheit.
Wer sich noch etwas Ruhe gönnen kann, lässt sich auch auf die dritte Station des Parcours ein und folgt für ein paar Minuten einer kurzen Meditation. In einem Gedicht ist das menschliche Trudeln zwischen Grenzen und Möglichkeiten zusammengefasst. Auch wenn Wünsche offen bleiben und nicht jeder Traum wahr wird, können wir uns für den Augenblick darin üben, mit dem zufrieden zu sein, was jetzt gerade los ist.
Der ›Begnügungsparcours‹ bietet so einen guten Startplatz für Bescheidenheit und damit auch dafür, mit wenig zufrieden zu sein. Gleichzeitig hilft der Parcours dabei, ein ›rechtes Maß‹ zu finden. Die Teilnahme an den Reflexionen bietet nämlich zwischen den Zeilen auch die Möglichkeit, sich klar zu werden, an welchen Stellen es wirklich noch nicht ›GENUG‹ ist. Wohlüberlegt kann man so die neu geweckte Energie nutzen und auf die Ziele setzen, die man für erstrebenswert hält.